Knie-Operation: Muss das sein?

Alternativen der modernen Orthopädie bei Knorpelschäden am Knie

Carsten Lueg erklärt Knie

Das Knie ist das größte Gelenk unseres Körpers und an nahezu allen Bewegungsabläufen beteiligt. Es ist zugleich das am stärksten beanspruchte Gelenk und wegen seines ausgetüftelten Aufbaus auch sehr verletzlich. Vor allem Sportler trifft es oft. Zu den häufigsten Knieverletzungen im Sport gehören Meniskus- und Knorpelläsionen. Oft scheint dann an einer Operation kein Weg vorbeizuführen. Doch muss der Eingriff wirklich immer sein? In diesem Beitrag stellen wir moderne und erprobte Alternativen aus der Orthopädie vor.

Eine Operation ist bei Knieverletzungen in vielen Fällen erst die letzte Möglichkeit, die man in Betracht ziehen sollte. Zunächst sollte man immer auch an eine Physiotherapie denken, gegebenenfalls kombiniert mit einer Injektionstherapie. Gerade bei Knorpelschäden gibt es inzwischen zahlreiche vielversprechende medikamentöse Therapieansätze. Spritzen wirken entzündungshemmend und fördern Regeneration und Stabilisation der noch vorhandenen Knorpelstrukturen.

Cortison lindert schnell Schmerz und Entzündung

Bei akuten Reizungen, Schmerz- und Entzündungszuständen im Bereich der Gelenke verschafft die Injektion von Kortikosteroiden (Cortison) schnell Linderung. Das gilt nicht nur für das Knie, sondern auch für andere Gelenke.

Von einer Dauerbehandlung mit Cortisonspritzen ist jedoch dringend abzuraten. Langfristig eingesetzt schädigt das Medikament eher den Knorpel. Über einen kürzeren Zeitraum eingesetzt, eignet sich Cortison sehr gut dazu, zunächst die Entzündung zu reduzieren. Dies bildet dann eine gute Basis, um weitere Behandlungen einzusetzen.

Hyaluronsäure gibt natürliche Gelenkschmiere zurück

Eine inzwischen sehr etablierte Methode bei der Behandlung von Knorpelschäden am Knie sind Hyaluronsäure-Injektionen. Die natürlicherweise im Knorpel vorkommende Substanz ist ein wichtiger Bestandteil der Gelenkschmiere. Bei einem Knorpelschaden wird diese schützende Schicht abgebaut.

Mittels Injektion erhält das Gelenk direkt, was ihm fehlt. Zahlreiche Untersuchungen haben inzwischen gezeigt, dass eine Behandlung mit Hyaluronsäure die Funktion und Beweglichkeit des Kniegelenks messbar verbessert und somit auch schmerzlindernd wirkt.

ACP: Wenn der Körper sich selbst hilft

Ein ebenfalls zunehmend geschätztes Verfahren ist eine ACP-Therapie. ACP steht für „autologes conditioniertes Plasma“ und ist eine Form der Eigenbluttherapie. Aus dem Eigenblut des Patienten wird in einer speziellen Zentrifuge das Plasma herausgefiltert. Anschließend wird es in das Knie injiziert.

Die im Plasma enthaltenen Thrombozyten (Blutplättchen) und Wachstumsfaktoren wirken entzündungshemmend. Sie unterstützen die Heilungs- und Aufbauprozesse im geschädigten Gelenkknorpel.

Entzündungen hemmen mit Arzneimitteln aus der Natur

Was in der äußerlichen Anwendung seit vielen Jahren bewährt ist, hilft auch als Injektion: Spritzen mit Arzneimitteln auf natürlicher und mineralischer Basis, wie etwa Traumeel oder Zeel, haben eine entzündungsmodulierende Wirkung.

Traumeel wird traditionell bei entzündlichen und degenerativen, also durch Verschleiß bedingten, Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie in der Sportmedizin angewendet. Es hat auch in der modernen Medizin seinen Platz, denn es kann in den meisten Fällen auch auf Dauer angewendet werden, ohne die Nebenwirkungen, die etwa eine Cortisonbehandlung bei längerem Einsatz mit sich bringt.

„WELCHE BEHANDLUNG IST FÜR MICH DIE RICHTIGE?“

Welche Behandlungsformen – auch in Kombination – für den Einzelnen in Frage kommen, kann man pauschal nicht beantworten. Dies richtet sich unter anderem nach der Tiefe und Ausdehnung des Knorpelschadens.

Der Orthopäde wird zunächst untersuchen, wie stark die umgebenen, knöchernen Strukturen betroffen sind. In diesem Zusammenhang ist auch die gesamte Muskelstabilität zu berücksichtigen. Ein instabiles Knie, einseitiger Muskelaufbau und andere Ungleichgewichte im Körper belasten den Knorpel und begünstigen weitere Um- und Abbauprozesse. Ein verantwortungsbewusster Arzt betrachtet daher nie das Knie allein, sondern die gesamte körperliche und gesundheitliche Situation. Auch Vorlieben und Bedenken des Patienten sollten zur Sprache kommen.

Neben rein diagnostischen Aspekten ist es sehr wichtig, die persönliche Situation des Patienten und seinen Anspruch an das Knie zu berücksichtigen: Welche Sportart betreibt er in welcher Intensität, welche Ziele hat er? Gerade Sportler sind oft sehr ungeduldig und wollen schnellstmöglich wieder ins Training einsteigen.

Wichtig ist es, mit dem Patienten alle Optionen und Prognosen ausführlich zu besprechen, um dann gemeinsam über ein sinnvolles Therapiekonzept zu entscheiden.