Neue Erkenntnisse aus der Demenzforschung
So bleiben Sie fit bis ins hohe Alter

©vege / fotolia.com
Unsere Lebenserwartung nimmt stetig zu. Damit steigt aber auch das Risiko für demenzielle Erkrankungen wie Morbus Alzheimer. Doch Demenz ist nicht so unausweichlich, wie vielfach angenommen. Auch wenn Alzheimer bislang nicht heilbar und medikamentös nur bedingt therapierbar ist: Neue Studien lassen hoffen, dass sich geistiger Abbau durch eine Lebensstiländerung hinauszögern und kognitive Fähigkeiten länger erhalten lassen.
In der 1998 begonnen CAIDE-Studie („Cardiovascular Risk Factors, Aging and Dementia“) hatten finnische Praeventionsmediziner bereits gezeigt, dass BMI, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Bewegungsmangel und niedriges Bildungsniveau die Reduzierung der Hirnleistungsfähigkeit und damit das Erkrankungsrisiko für Demenz beeinflussen.
FINGER-Studie: Multidimensionaler Ansatz zur Praevention
2015 veröffentlichte die gleiche Forschergruppe die so genannte FINGER-Studie (Finnish Geriatric Intervention Study to Prevent Cognitive Impairment and Disability). Dabei handelt es sich um die bis dahin erste Inverventionsstudie, die einen multimodalen Ansatz zur Praevention kognitiver Einschränkungen bei älteren Personen verfolgt. Sie befasst sich nicht nur mit einem einzelnen Aspekt, zum Beispiel der Ernährung, sondern betrachtet die wichtigsten Risikofaktoren gleichzeitig (Ernährung, Bewegung, Kognition). Da kognitiver Abbau und Demenz mittlerweile als multifaktorielle Störungen bzw. Krankheiten verstandenen werden, ist dies ein vielversprechender Ansatz.
Untersucht wurden 1.260 Frauen und Männer zwischen 60 und 77 Jahren, die der realen Risikogruppe in der älteren Bevölkerung entsprachen. Auswahlkriterien waren leichte kognitive Schwächen sowie ein erhöhtes Demenzrisiko, welches durch den so genannten CAIDE (Cardiovascular Risk Factors, Aging and Dementia) Risiko-Score ermittelt wurde.
Ernährung, Sport, Gehirnjogging und Kontrolle kardiovaskulärer Risiken
Es wurden zwei Gruppen gebildet: eine Kontrollgruppe und eine so genannte Interventionsgruppe.
Die Kontrollgruppe erhielt nur Informationsmaterial zu gesunder Lebensweise und wurde beraten, wie sich Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen und Demenz positiv beeinflussen lassen.

©Photographee.eu / fotolia.com
Die Interventionsgruppe wurde in einem multidimensionalen Ansatz betreut:
- umfassende Beratung, Aufklärung und Anleitung zu gesunder Ernährung
- individuelles Fitnessprogramm zur Stärkung von Muskelkraft und Ausdauer
- kognitives Training, unter anderm durch Gedächtnisaufgaben und webbasierte Computerübungen.
Regelmäßig wurden zudem Blutwerte sowie metabolische und kardiovaskuläre Risikofaktoren (Blutdruck, Gewicht, BMI) untersucht.
Gesunder Lebensstil ist gelebte Vorsorge
Die zentralen Ergebnisse: Die kognitive Leistung verbesserte sich in zwei Jahren in beiden Gruppen. Insgesamt schnitt die Interventionsgruppe um 25 Prozent besser ab. Bei den Exekutivfunktionen, der Fähigkeit, strukturiert zu denken und zu handeln, lag der Unterschied bei 83 Prozent. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit verbesserte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe um 150 Prozent. Auch wenn Langzeitwerte der auf sieben Jahre angesetzten Studie noch ausstehen: Es besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich über einen gesunden Lebensstil beziehungsweise über eine Lebensstil-Änderung viel erreichen lässt.
Wer viel aufbaut hat größere Reserven
Im Rahmen einer anderen Studie, die im März 2017 veröffentlicht wurde, widmeten sich Wissenschaftler dem Zusammenhang zwischen lebenslangen Einflussfaktoren, die die kognitiven Reserven fördern, und dem Risiko einer Demenzerkrankung. Kognitive Reserven sind „geistigen Reserven“, die ein Mensch aufbaut und auf die er im Alter zurückgreifen kann. Wer viel aufbaut, hat eine größere Reserve, ähnlich wie bei Muskeln.
Teilnehmer der Studie waren 602 Personen im Alter von über 75 Jahren. In die Auswertung gingen dabei zehn Faktoren in drei Lebensstadien ein (bis 20 Jahre / 35-55 Jahre / 75 Jahre und älter), darunter zum Beispiel Bildung und Ausbildung, Aspekte zum Sozialleben, berufliche Tätigkeit sowie geistige und körperliche Aktivität.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass lebenslang stimulierende Aktivitäten zum Aufbau von kognitiven Reserven mit einem stufenweise reduzierten Demenzrisiko einhergehen. Dieser Effekt zeigte sich unabhängig von einer genetischen Veranlagung für die Erkrankung. Dies bestätigt die Vermutung, dass das Risiko zur Demenzentwicklung ein lebenslanger Prozess ist, der Jahrzehnte vor Einsetzen der Krankheit beginnt.
Fazit: Je früher desto besser
Gesunde Ernährung, lebenslange körperliche Betätigung sowie ausreichend geistige Aktivität und Überwachung von Risikofaktoren tragen entscheidend zur DemenzPraevention bei. Zudem wirken sich ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen positiv auf die gesamte Gesundheit und allgemeine Lebensqualität aus.
Je eher Sie damit beginnen, desto besser. Aber es ist nie zu spät! Mit modernen und wissenschaftlich erprobten Konzepten und regelmäßigen Check-ups unterstützen wir Sie dabei.