Rechtzeitig erkannt, ist auch der schwarze Hautkrebs heilbar
HAUTKREBS: Screening, Vorsorge, Früherkennung

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Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Rechtzeitig erkannt, haben Hauttumore sehr gute Heilungschancen. Auch das gefährliche maligne Melanom. Regelmäßiges ärztliches Hautkrebs-Screening ist wichtig, aber nicht ausreichend. Was zu einer guten, umfassenden Vorsorge gehört und was Sie selbst tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag. Außerdem Infos zu den Risiken und Ursachen für die Entstehung von Hautkrebs und Hintergrundinfos zu den Screening Programmen.
Hautkrebs kommt vor allem in drei Ausprägungen vor:
Malignes Melanom: der gefährlichste Hauttumor
Der gefährlichste bösartige Hauttumor ist das maligne Melanom (auch „schwarzer Hautkrebs“ genannt), das häufig Metastasen bildet. Es entsteht, wenn die sog. Melanozyten, also die pigmentbildenden Zellen der Haut, entarten und macht rund 80% der Hautkrebssterblichkeit aus. Derzeit erkranken in Deutschland mehr als 20.000 Menschen pro Jahr daran.
Basalzellkarzinom: der häufigste Hauttumor
Mit über 150.000 jährlichen Neuerkrankungen führt das Basalzellkarzinom die Liste der Hautkrebserkrankungen an. Es entsteht in der Basalzelle, die sich in der untersten Hautschicht befindet. Zwar ist es weniger aggressiv und bildet keine Metastasen, nicht rechtzeitig erkannt kann es jedoch durch infiltratives Wachstum in die Tiefe Knochengewebe, Knorpel und wichtige Organe schädigen oder zerstören.
Plattenepithelkarzinom: zweithäufigster Hauttumor
Schätzungen zufolge erkranken jährlich zudem mehr als 40.000 Patienten an einem Plattenepithelkarzinom, das wie das Basalzellkarzinom dem „hellen Hautkrebs“ zugehörig ist, jedoch Metastasen absetzt, also alle Kriterien eines bösartigen Tumors erfüllt.
Ursachen und Risiken für die Entstehung von Hautkrebs
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Patienten, die an Hautkrebs erkranken, stark angestiegen.
Eine der Hauptursachen wird in einem veränderten Freizeitverhalten und der damit einhergehenden zunehmenden UV-Belastung gesehen. Denn neben der genetischen Veranlagung spielt die UV-Exposition mit wiederkehrenden Sonnenbränden durch natürliche (Sonne) und künstliche (Solarium) UV-Strahlung bei der Entstehung von Hautkrebs eine entscheidende Rolle.
Wie erwähnt, liegt eines der Risiken, einen Hautkrebs zu entwickeln, in der genetischen Veranlagung. So sind Menschen mit heller Haut, blauen oder grünen Augen und blonden oder roten Haaren prinzipiell eher gefährdet, ebenso wie solche, deren engste Familienangehörige in der Vergangenheit bereits an einem malignen Melanom erkrankt sind.

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Den entscheidenden Risikofaktor stellt jedoch die übermäßige UV-Strahlung dar. Je öfter und länger man dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt ist und je häufiger man einen Sonnenbrand bekommt, umso größer ist das individuelle Risiko. Das gilt insbesondere schon in den ersten Lebensjahren. Sonnenbrände in Kindheit und Jugend erhöhen das Risikopotenzial deutlich, denn die Haut vergisst nicht.
Zwar tragen auch Menschen mit einer hohen Anzahl von Haut- oder Muttermalen (multiple Naevi) ein erhöhtes Risiko. Nicht immer entwickelt sich ein Hautkrebs jedoch aus einem solchen, sich farblich und größenmäßig verändernden Naevus. Im Rahmen einer umfangreichen Meta-Analyse zeigte sich, dass weniger als jedes dritte diagnostizierte maligne Melanom auf ein verändertes Muttermal zurückgeht. Mit über 70 Prozent entstehen die Melanome vollkommen neu auf zuvor unveränderter Haut.
RISIKEN FÜR DIE ENTSTEHUNG VON HAUTKREBS
- genetische Veranlagung
- übermäßige UV-Strahlung
- Menschen mit einer hohen Anzahl von Haut- oder Muttermalen (multiple Naevi)
ENTWICKLUNG DER SCREENING-PROGRAMME IN DEUTSCHLAND
Frühzeitig erkannt, hat Hautkrebs sehr gute Heilungschancen. Auch beim schwarzen Hautkrebs, dem gefährlichen malignen Melanom, ist die Prognose besser, wenn er rechtzeitig entdeckt wird.
In Deutschland ist die Früherkennung von Hautkrebs seit 1974 fester Bestandteil der Krebsfrüherkennungsrichtlinie, die zunächst nur mit der Frage nach Auffälligkeiten an der Haut verbunden war.
Ab dem Jahr 1999 wurde in Schleswig-Holstein mit der Entwicklung eines Hautkrebs-Screenings begonnen, dessen Machbarkeit ab 2003 im Rahmen eines Pilotprojektes überprüft wurde.
Von Juli 2003 bis Juni 2004 wurde in diesem Bundesland ein zweistufiges Hautkrebs-Screening (SCREEN-Projekt) angeboten, an dem etwa 360.000 Personen und 1.800 speziell geschulte Ärzte teilnahmen.
Insgesamt wurden in diesem Zeitraum bei der Untersuchungsgruppe 3.103 Hauttumoren dokumentiert, davon 585 maligne Melanome, 1.961 Basalzellkarzinome und 392 Plattenepithelkarzinome.
Intensive Praevention hat hohen Stellenwert
Aufgrund des Screenings zeigte sich eine günstigere Stadienverteilung (Früherkennung!) diagnostizierter maligner Melanome.
In der Pilotregion wurde bis 2004 im Hinblick auf maligne Melanome eine höhere Inzidenzrate (Anzahl der Neuerkrankungen) sowie im Zeitraum von 1999 (2003) bis 2009 eine vorübergehend um 50% verringerte Todesfallrate durch schwarzen Hautkrebs ermittelt. In Studien wird dieser Trend u. a. mit einer intensiven multifaktoriellen Intervention (Plakatierungen, Flyer, Zeitungsanzeigen, Radiospots etc.) zum Thema Hautkrebsfrüherkennung erklärt.
So war in Schleswig-Holstein der Anteil von Screeningteilnehmern mit Risikofaktoren für Hautkrebs auffällig hoch, was die Annahme stützt, dass solche Personen die Untersuchung vermehrt in Anspruch nahmen. Nach Auslaufen der öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen glich sich die Inzidenzrate in Schleswig- Holstein wieder dem restlichen Deutschland an, was den hohen Wert intensiver Prävention belegt.
Nach diesem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein wurde Mitte 2008 das nationale Hautkrebsscreening deutschlandweit eingeführt. Seitdem haben gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre Anspruch auf eine visuelle Ganzkörperuntersuchung der Haut. Zwischen Juli 2008 und Dezember 2012 nahmen insgesamt 533.393 Personen der infrage kommenden Patientengruppe (jährlicher Anteil 12,4 %) am Hautkrebsscreening teil.
Die Auswertung dieser Daten und die nationale Krebsstatistik des Robert-Koch-Institutes zeigen, dass seit der Einführung des Hautkrebs-Screenings in Deutschland noch kein Rückgang der Hautkrebssterblichkeit erkennbar ist, die 2013 bei 2,3 / 100.000 Personen lag.
Dies könnte daran liegen, dass tödliche Melanome in der Regel schnell wachsen, sodass ein zweijährliches Untersuchungsintervall für eine frühzeitige Erkennung in der Regel zu lang ist.
HAUTKREBS HÄLT SICH NICHT AN DAS SCREENING-INTERVALL
Hautkrebs kann nicht nur sehr schnell entstehen, sondern auch sehr schnell wachsen, wodurch die Heilungschancen gerade beim malignen Melanom dramatisch sinken.
Sie treten zwar häufig im mittleren Lebensalter auf, prinzipiell können jedoch Personen jeden Alters betroffen sein und auf Grund des sonnenanbetenden Freizeitverhaltens ist mit dem Auftreten zunehmend bei jüngeren Personen zu rechnen.
Empfehlung zur ergänzenden Vorsorge
Wichtig ist deshalb unabhängig vom Screening unmittelbar auf neu beobachtete Hautveränderungen zu reagieren und diese vom Hausarzt oder dem Dermatologen schnellstmöglich anschauen zu lassen.
Unsere Empfehlung lautet deshalb: Die eigene Haut – optimal zusammen mit der Partnerin oder dem Partner – rund alle drei Monate einer ausführlichen Inspektion zu unterziehen und dabei Schleimhäute und nichtpigmentierte Haut an Fußsohle, Händen und Zehen- / Fingerzwischenräumen nicht auszulassen. Auch der Rücken, die Kopfhaut und andere schwer einsehbare Hautareale sollten regelmäßig alle drei Monate inspiziert werden.

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Dabei gilt die ABCDE-Regel:
A = Asymmetrie
B = unscharfe Begrenzung
C = Colour (verschiedene Farben)
D = Durchmesser >5 mm oder Wachstum
E = Erhabenheit, nach der Pigmentflecke eingeschätzt werden sollten.
Bei Auffälligkeiten, Veränderungen oder Unklarheiten sollte umgehend der Arzt konsultiert werden. Mit speziellen Auflichtmikroskopen und einer Fotodokumentation kann dieser auch den Verlauf möglicher Hautveränderungen über die Zeit dokumentieren.
Zudem gehört ein ausreichender Schutz vor Sonne – so verlockend sie auch sein mag – und die Vermeidung von Sonnenbränden zu den zentralen Maßnahmen, die jeder selbst treffen kann, um das individuelle Erkrankungsrisiko zu senken.