Unser Orthopäde Carsten Lueg in der Presse
Handballwoche: Porträt über unseren Sportmediziner
„Hart, aber herzlich“ titelte die Handballwoche im April 2018 unter der Rubrik „Stars von gestern: Was macht eigentlich Carsten Lueg“.
Lesen Sie hier den ganzen Artikel über unseren Orthopäden und Sportmediziner, der in seinem „zweiten Leben“ als Mannschaftsarzt die DFB Frauenfußball Nationallmanschaft betreut.
Quelle: Handballwoche Nr. 15 vom 10.04.2018, Seite 31
Autor: Christian Menn
Rubrik: „Stars von gestern: Was macht eigentlich Carsten Lueg?“
Nachfolgend finden Sie den Originaltext in voller Länge:
Hart, aber herzlich
Der ehemalige Zweitliga-Handballer Carsten Lueg hat eine Karriere als Sportmediziner beim Deutschen Fußballbund gemacht
DORTMUND Das Interview gehört zur deutschen Fernsehgeschichte. Als Ernst-Dieter Lueg 1976 im „Bericht aus Bonn“ ein Interview mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Herbert Wehner, führte und ihn mit unangenehmen Fragen attackierte, nannte Wehner ihn fortan nur noch „Herr Lüg“. Der Journalist verabschiedete sich hinterher mit den Worten: „Ich danke ihnen, Herr Wöhner.“
Was bei dem Sozialdemokraten als witzig verpackter Konter gedacht war, macht auch anderen Probleme: Das westfälische Dehnungs-e wie in Soest und Coesfeld. Oder eben Lueg. Carsten Lueg wurde weder Politiker oder Journalist noch Germanist, sondern Arzt, genauer Facharzt für Orthopädie. Und als solcher befindet er sich in exponierter Stellung. Neben seiner renommierten Privatpraxis „Praevent Centrum“ im Dortmunder Vorort Wellinghofen, die nur einen Steinwurf von der Halle seines früheren Clubs OSC entfernt liegt, ist er seit 2010 als einer von drei Mannschaftsärzten der deutschen Fußballerinnen im Einsatz. Quasi als Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth der Frauen. „Der Aufwand“, sagt Lueg, „wäre für einen Arzt zu groß.“

Flog einige Jahre durch die zweite Liga: Carsten Lueg, der früher für den OSC Dortmund aktiv war und heute als Sportmediziner für den Deutschen Fußballbund arbeitet
Über die Leichtathletik war er früh zum Handball gekommen, spielte mit 19 bereits beim OSC in der zweiten Liga und galt als überragender Abwehrspieler. Motto: Hart aber herzlich. Er stellte sich früh die Frage: „Soll ich meine Handball-Karriere forcieren und in die erste Liga wechseln oder das Studium durchziehen und dabei den Handball auf Sparflamme kochen?“ Er entschied sich für die zweite Variante und zog das Studium in der Mindestzeit durch. Rüdiger Neitzel (124 A-Länderspiele), der für den VfL Gummersbach und später TSV Milbertshofen spielte und 1984 in Los Angeles olympisches Silber gewann, diente ihm als Vorbild.
Als die Handball-Lichter in Dortmund langsam auf Sparmodus geschaltet wurden, wechselte er zum Regionalligisten Versmold, zur TSG Herdecke, kehrte noch einmal zur HSG LEO Dortmund zurück, wanderte weiter nach Schwerte und Schalksmühle, wo er nebenan in Hellersen als Orthopäde und Sportmediziner arbeitete und beendete seine Karriere nach 20 Jahren bei der SG Ahlen, ebenfalls ein Zweitligist.
An seine einzigen „internationalen Einsätze“ denkt er mit gemischten Gefühlen. Er genoss zwar die Zeit in der Bundeswehr-Nationalmannschaft mit bekannten Leuten wie Klaus-Dieter Petersen, Jan Holpert, Holger Löhr oder Gunnar Jaeger, aber da sind im Hinterkopf auch Momente der Angst. Beim Flug zur WM nach Nigeria machte die Linienmaschine plötzlich einen Sicherheitssturzflug von 10.000 auf 2.500 Meter, aber das war noch nicht das Ende des Schreckens. Bei einer Militärmaschine platzte dann noch auf dem Weg zum Spielort auf der Landebahn ein Reifen. Sie kamen mit einem Schrecken davon – der Titel war allenfalls ein schwacher Trost. „Seitdem“, schmunzelt Lueg, „schaue ich mir jede Maschine genau an, bevor ich einsteige und rede mir immer wieder ein: Statistisch ist das Fliegen die sicherste Art, um von A nach B zu kommen.“ Vielleicht nicht in Nigeria…
Vom Handball zum Fußball
Wie kommt nun ein Handballer zu den Fußballerinnen? Durch Empfehlung seines ehemaligen Chefs, Dr. Bernd Lasarzewski, in der Sportheilstätte Hellersen, in der Lueg von 1999 bis 2018 arbeitete. Die Frage, ob er, der leidenschaftliche Handballer, der mit dem OSC und Mitspielern wie Karsten Kohlhaas und Kay Rothenpieler dreimal Deutscher Jugendmeister wurde, lieber für den DHB im Einsatz wäre, stellt sich für ihn nicht: „In erster Linie bin ich Arzt, und die Möglichkeiten beim DFB sind einfach perfekt.“

Carsten Lueg zusammen mit Franz Beckenbauer in Chile
Zu den unvergesslichen Erinnerungen zählt das Zusammentreffen mit Franz Beckenbauer, der unvermittelt bei der U20-WM in Chile auftauchte, um den jungen Damen einen Besuch abzustatten, sowie die Medaillen, die von den verschiedenen Teams gewonnen wurden: Die U20 wurde 2010 Welt-, die Frauen 2013 Europameisterinnen. Und 2016 holten sie olympisches Gold – allerdings ohne Lueg. „Mit Olympia habe ich einfach Pech. 2012 war ich als Arzt vorgesehen, da verpassten die Damen das Turnier, 2016 war ich unabkömmlich.“
Trotzdem hatte der DFB das passende Geschenk parat. Der Verband ließ die Goldmedaille für das „Team hinter dem Team“ originalgetreu nachbilden und legte sie unter den Weihnachtsbaum. „Eine tolle Geste“, sagt Lueg, „über die ich mich riesig gefreut habe. Heute sind die Medaillen abgezählt und nur für die Namen auf dem Spielbericht vorgesehen.“

Das Team hinter der Frauen-Fußball-Nationalmannschaft
Unter Silvia Neid hat Lueg die Blessuren der Damen lange behandelt. Und unter Steffi Jones. Jetzt ist Horst Hrubesch am Ruder, doch ausgerechnet bei dessen Kurzeinsatz als Interimstrainer war der Dortmunder mit der medizinischen Versorgung nicht vorgesehen. „Ich hoffe, dass ich ihn noch kennenlerne, denn ich habe höchsten Respekt vor ihm und seiner Leistung. Auch als Mensch schwärmen alle nur in den höchsten Tönen von dem Mann, der aus der Nachbarschaft von Dortmund stammt und früher ebenfalls hochklassig Handball gespielt hat. Morgens Handball-Regionalliga, nachmittags Fußball. Lueg: „Wir könnten uns bestimmt gut unterhalten.“
Ob Hrubesch oder seine Nachfolger als Bundestrainer bei der Sportbegeisterung der Familie auch mal „eine Lueg“ trainieren können, ist eher unwahrscheinlich. Am vergangenen Samstag war Carsten Luegs Tochter Merle (9) Einlaufkind beim Spiel der Nationalmannschaft gegen Serbien in der Westfalenhalle. Und sie war hellauf begeistert.
Zur Person
Geb.: 22. April 1969
Familienstand: verheiratet, drei Töchter, Merle (9), Nora (7), Frida (3).
Beruf: Arzt, Fachrichtungen Orthopädie und Sportmedizin – Arzt der Frauenfußball Nationalmannschaft seit 2010, beim DFB seit 2005.
Sportliche Laufbahn: Spieler beim OSC Dortmund (2. Bundesliga), SpVg. Versmold (RL) TSG Herdecke (2. Liga), LEO Dortmund (Spielertrainer OL), HSG Schwerte-Westhofen (RL), TV Schalksmühle (RL).
Erfolge: Dreimal Deutscher Jugendmeister mit OSC Dortmund, Militär-Weltmeister.
Quelle: HANDBALLWOCHE Nr. 15 vom 10. April 2018, Seite 31, Autor: Christian Menn