Gesund im Stress
Mind-Body-Medizin in Praevention und Therapie
Stress ist aktuell die größte Gefahr für unsere Gesundheit, sagt die WHO. Wer heutzutage nicht gestresst ist, macht sich fast schon verdächtig. Ein ungesunder Trend. Umso wichtiger ist es, auf sich zu achten. Auch wer die Gelassenheit nicht in die Wiege gelegt bekommen hat, kann lernen, mit Stress umzugehen und damit das seelische und körperliche Wohlbefinden erheblich verbessern. Es lohnt sich, einem anderen „Trend“ zu folgen. Das ist Lebensstilmedizin (Mind-Body-Medizin). Auch bestehende stressassoziierte Erkrankungen können damit gut therapiert werden.

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„Der wesentliche Schritt ist die Stressreduktion durch mehr Gelassenheit
und das Erkennen und Vermeiden stressauslösender Faktoren.“
Stressreaktionen an sich sind sinnvoll
Unabhängig vom Auslöser ist die körperliche Stressreaktion immer gleich: Es kommt zu einer Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen, die uns auf Kampf oder Flucht vorbereiten. Angeregt werden unter anderem Energiebereitstellung, Aufmerksamkeit, Herz-Kreislaufsystem, die Durchblutung von Armen und Beinen und Muskelspannung. Unnötige Verbraucher, zum Beispiel Verdauung, werden zurückgefahren, das Schmerzempfinden herabgesetzt. Das war in der Evolution überlebenswichtig und hilft uns auch heute, uns an die Umwelt anzupassen und zu lernen. Ohne Stress kein Fortschritt. Ohne Stress würde es uns heute wahrscheinlich nicht geben. Die Stressreaktion ist normal und sinnvoll, sofern auf die Anspannung Erholung folgt, der Kampf gewonnen, die Flucht gelungen, das Problem gelöst ist.

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Neuzeit Homo sapiens im Dauerstress
Und hier hapert es beim zivilisierten, dauergestressten Homo sapiens. Wir bauen die Stresshormone (Cortisol, Adrenalin, und weitere) körperlich nicht mehr durch Kampf oder Flucht ab. In unangenehmen Situationen weglaufen oder um sich schlagen? Das gehört sich einfach nicht (mehr). Zugleich hört bei uns der Stress oft nicht auf. Er wird durch fehlendes Abschalten, andauernde „Bedrohung” und Kopfkino zum Dauerstress.
Dauerstress kann krank machen
Die Überschwemmung mit Stresshormonen kann äußerst gesundheitsschädigende Folgen haben. Am schlechten Schlaf und Konzentrationsstörungen bemerkt man die Überforderung fast immer zuerst. Dauerstress führt irgendwann dazu, dass die Nebenniere und die Neuronen sich bei der Produktion der Stresshormone und Botenstoffe erschöpfen und ihren Dienst quittieren. Das ist in Speichel- und Urinproben messbar. Die Folge ist völlige Erschöpfung, psychisch und physisch, ein Burnout- oder Chronique-Fatigue-Syndrom.
Die Liste stressassoziierter Krankheiten und Beschwerden ist bedenklich lang. Dazu zählen unter anderem Depressionen und Schwindel, chronische Ängste sowie Tinnitus und Hörsturz. Weitere Folgen sind zum Beispiel Bluthochdruck, ein geschwächtes Immunsystem, Hautkrankheiten, Diabetes, Adipositas, Magen-Darm-Probleme, Gelenkschmerzen, Verspannungen der Wirbelsäule. Auch Krebs wird mit Stress in Verbindung gebracht. Dass Stress auch laborchemisch nachgewiesen werden kann, ist in diesem Zusammenhang wichtig. Die Untersuchung gibt Beschwerden und Erkrankungen eine andere Wertigkeit und erhöht die Motivation des Betroffenen zu einer Stress-Therapie.
Stressauslöser
Für den einen ist es der Ärger mit dem Partner, für den anderen der Druck im Büro, und für den Dritten ist es die Selbstüberforderung durch zu hohe Ansprüche an sich selbst. Den Menschen stresst, was ihn bedroht und verunsichert. Für den Urmenschen war das der Kampf mit einem gefährlichen Tier. Heutzutage ist es allen voran der Kampf mit dem täglichen Leben, der uns zu schaffen macht. Hektik, Leistungsdruck, Komplexität, Unsicherheiten und Reizüberflutung bestimmen unser Leben. Wir wollen allen Ansprüchen gerecht werden. Alles soll perfekt laufen, immer schneller, immer besser, immer fehlerfreier. Dabei aber immer gut gelaunt – egal ob am Arbeitsplatz oder im Privatleben.
Selbst die Freizeit wird zum Stress, weil wir immer und überall dabei sein müssen, auch in sozialen Netzwerken. Nicht selten setzen wir uns selbst unter Druck, übertriebener sportlicher Ehrgeiz, Stress mit dem eigenen Körper, den Schönheits-, Fitness- und Gesundheitsidealen und dem Genuss. Auch das „ungesunde“ Stück Torte kann zum Stress werden. Am Ende stresst uns sogar, dass wir gestresst sind. Andere schaffen das ja (scheinbar) auch. Ein Teufelskreis.
„Nicht die Umstände bestimmen des Menschen Glück,
sondern seine Fähigkeit zur Bewältigung der Umstände.“
Aaron Antonovsk
Schlüsselwort Achtsamkeit
Ob eine Stressreaktion ausgelöst und in Gang gesetzt wird, entscheiden wir häufig selber, wenn auch oft unbewusst. Schon der Philosoph Epikur bemerkte, dass nicht die Dinge, die passieren, sondern die Art und Weise, wie wir sie beurteilen, ausschlaggebend für unsere Reaktion (Freude, Angst, Wut et cetera) sind. Gelingt es, unser Denkmuster zu verändern, dann ist es möglich, das Ablaufen der biologischen Stresskaskade zu unterbinden. Das geht natürlich nicht von selbst. Achtsamkeit ist hier das Schlüsselwort. Durch das Bewusstwerden der eigenen Glaubenssätze und Denkmuster ist unser Verhalten, also die Reaktion auf Stressoren, veränderbar.
Besonders geeignet sind hierbei Konzepte der Mind-Body-Medizin (Lebensstilmedizin), wie sie bei uns im Praevent Centrum angewendet und gelehrt werden.

Dr. med. Martin Kranich ist zertifizierter Instruktor für Mind-Body-Medizin. Er begleitet Sie auf Ihrem Weg zu mehr Gelassenheit und Lebenqualität.
Der wesentliche Schritt ist Stressreduktion durch mehr Gelassenheit und das Erkennen und Vermeiden stressauslösender Faktoren.
Sicherlich ist das in vielen Fällen nicht leicht. Ganz entscheidend sind unsere Gedanken und Einstellungen zu unserem Beruf, uns selbst und den Dingen, die uns in (andauernde) Anspannung versetzen.
Durch distanzierte Betrachtungsweise und achtsamen Umgang mit uns und unserer Welt verlieren so manche Störfaktoren ihren bedrohlichen Charakter, und es gelingt, dass die biologische Stressreaktion gar nicht mehr ausgelöst wird.
Hilfreich sind dabei spannungsregulierende Verfahren wie Meditationen, Yoga und Bodyscan, die in den Achtsamkeitskursen, die wir regelmäßig hier im Praevent Centrum anbieten, geübt werden.
Mind Body Medizin
Die Mind-Body-Medizin (MBM) ist als Ordnungstherapie Teil der Naturheilkunde. Durch eine achtsame Lebensführung ist es möglich, Stressauslöser zu erkennen und gezielt abzubauen. Achtsame Lebensführung integriert gesundheitsfördernde Elemente aus den Bereichen Stressbewältigung, Entspannung, Kommunikation, Ernährung und Bewegung in den Alltag. Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte und Gesundheitsressourcen des Menschen nachhaltig zu unterstützen.
Wichtig ist auch körperliche Bewegung. Zudem ist eine ausgewogene, vitalstoffreiche mediterrane Ernährung essentiell, um dem Körper ausreichend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, die den Hormonhaushalt in Balance bringen. Die Mind-Body-Medizin berücksichtigt all diese Faktoren und gibt Betroffenen durch praktische Anleitung und regelmäßiges Üben Hilfe zur Selbsthilfe. Ärztliche Begleitung ist insbesondere auch wichtig, um ernste Erkrankungen wie Depressionen, die eventuell anderer Ansätze bedürfen, erkennen und angemessen behandeln zu können.